Frage Erlensee Aktuell:
Über welche Themen machen sich Ihrer Einschätzung nach derzeit die Bürgerinnen und Bürger von Erlensee am meisten Sorgen, bezogen auf Erlensee?
Meine Antwort:
„An erster Stelle wird mir von den Bürgerinnen und Bürgern immer wieder die Schließung des Hallenbads genannt. Viele wünschen sich sehr, dass dieses wichtige Angebot für Familien, Vereine und Schulen wieder zugänglich wird. Daneben bereitet auch die stetig steigende Grundsteuer vielen Menschen Sorgen. Kritisch sehen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zudem die Rathaussanierung, da befürchtet wird, dass die kontinuierlich steigenden Kosten letztlich über weitere Steuererhöhungen finanziert werden müssen. Und schließlich gibt es auch Unverständnis über die Kulturnächte: Großveranstaltungen, die nicht kostendeckend sind, stoßen bei vielen auf Skepsis.“
Wie wollen Sie die Sorgen mildern oder beseitigen?
„Beim Hallenbad möchte ich gemeinsam mit dem Förderverein Lösungen erarbeiten, um in einem gestuften Verfahren eine Wiedereröffnung ernsthaft zu prüfen. Dazu gehört für mich zunächst ein Probebetrieb, der zeigen soll, ob die vorhandene Technik noch funktioniert und ob sich eine fachgerechte Sanierung lohnt, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.
Beim Thema Steuern braucht es zunächst einen klaren Kassensturz, damit die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen können, wofür die Einnahmen der Stadt im Detail verwendet werden. Gleichzeitig möchte ich durch die gezielte Ansiedlung neuer Gewerbetreibender, die hier auch ihre Steuern zahlen, die Einnahmeseite verbessern. Damit das gelingt, will ich ein wirksames Stadtmarketing etablieren.
Mit den Fachleuten im Rathaus möchte ich die Zukunftsthemen unserer Stadt angehen. Dazu gehört, den Wert der stadteigenen Liegenschaften zu erhalten, die Lebensqualität durch mehr Grünflächen und weniger Versiegelung zu steigern und attraktive Orte zu schaffen, an denen die Menschen gerne zusammenkommen.
Auch bei der Rathaussanierung werde ich alle Möglichkeiten nutzen, die eine Kostenreduzierung erlauben. Dabei möchte ich prüfen, ob es angesichts der aktuellen Kostenentwicklung eine Chance gibt, das Projekt neu zu konzeptionieren. Für mich gilt hier: Es gibt kein Denkverbot – und mit mir kein stures „Weiter so“.
Die Erlenseer Kulturnächte müssen nicht durch kostenintensive Großveranstaltungen geprägt sein, die von Steuergeldern bezuschusst werden und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung binden. Dafür gibt es private Veranstalter, die Organisation und finanzielles Risiko übernehmen können. Vielmehr wünsche ich mir eine Vielzahl bezahlbarer Veranstaltungen – auch mit heimischen Künstlerinnen und Künstlern – an schönen Orten in unserer Stadt, wo die Menschen zusammenkommen und gemeinsam Freude haben.“
Gibt es noch Hoffnung für das Hallenbad? Wenn nicht, was sollte dann mit dem Grundstück geschehen?
„Ja, es gibt Hoffnung für das Hallenbad – dank des großartigen Engagements des Fördervereins und des schlüssigen Konzepts, das er vorgelegt hat. Wenn die technischen Voraussetzungen stimmen, haben wir damit eine tragfähige Grundlage für eine Wiedereröffnung. Dieses bürgerschaftliche Engagement unterstütze ich voll und ganz und bin zuversichtlich, dass das Grundstück auch künftig Hallenbadgrundstück bleibt.“
Was fehlt Ihrer Meinung nach in Erlensee?
„Ich wünsche mir, dass die Menschen in Erlensee ein echtes Wohlgefühl für unsere Stadt entwickeln. Dafür möchte ich mich einsetzen – damit Erlensee nicht zu einer reinen ‚Schlafstadt‘ wird, aus der man zum Arbeiten, für Kultur oder vielfältige Gastronomie hinausfahren muss. Wir brauchen schöne Orte, mehr attraktive Gastronomie und kreative Highlights, die von den Menschen gerne besucht werden. Wie das gelingen kann, zeigt der Limespark, den ich als Leuchtturm des Zusammenkommens bezeichnen möchte.“
Thema „Verkehrskonzept“: Die Vorfahrtsregelungen in der Langendiebacher Straße, die zukünftige Einbahnstraßen-Regelung in der Friedrich-Ebert-Straße sind zwei von zahlreichen Themen, die oft kritisiert werden. Wie stehen Sie dazu und wo sehen Sie Handlungsoptionen?
„Die geplante vorläufige Einbahnstraßenregelung in der Friedrich-Ebert- und der Bogenstraße ist ein erster Schritt, um den Verkehr in diesem Bereich neu zu ordnen. Dabei erinnere ich mich gerne an das Treffen der Stadtgesellschaft im April 2025, bei dem die Anwohnerinnen und Anwohner ihre Vorstellungen zur Straßengestaltung eingebracht haben. Diese Anregungen möchte ich aufgreifen und darauf achten, dass eine sichere Nutzung für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet wird – Einbahnstraßen dürfen nicht zu Rennstrecken werden. Offen bin ich auch für eine Weiterentwicklung der aktuellen Konzeption: Eine verkehrsberuhigte Zone, wie wir sie in der August-Bebel-Straße haben, könnte ein mögliches Ziel sein. Grundsätzlich ist mir wichtig, Verkehrsprojekte im engen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln, um tragfähige und ausgewogene Lösungen für alle Verkehrsteilnehmer zu erreichen.“
Wie beurteilen Sie die Kriminalitätsbelastung? In Erlensee und in Bruchköbel sind die bisherigen Polizeiposten weggefallen, das Polizeipräsidium Südosthessen hat eine neue Sicherheitsstruktur geschaffen. Bürgermeisterin Sylvia Braun kritisierte kürzlich bei einer Veranstaltung in Bruchköbel, dass Hanau mit seinem neuen Polizeirevier als Leuchtturm wahrgenommen werde, man solle aber die Region im Schatten des Leuchtturms nicht vernachlässigen. Was sagen Sie dazu?
„Der Einschätzung von Sylvia Braun schließe ich mich gerne an. Mir ist wichtig, dem subjektiven Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung mit Fakten zu begegnen: Laut Statistik war die Zahl der Straftaten in Erlensee 2023 so niedrig wie seit zehn Jahren nicht, zugleich ist die Aufklärungsquote gestiegen.
Das ändert jedoch nichts daran, dass jede einzelne Straftat für die Betroffenen schwer wiegt. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass Polizei und Ortspolizei ihre Präsenz sichtbar verstärken und besser koordiniert auftreten. Bereiche mit erhöhter Straftatenbelastung sollen gezielt intensiver bestreift werden. Und nicht zuletzt können wir alle mit Aufmerksamkeit und Zivilcourage dazu beitragen, Kriminalität vorzubeugen und unser Sicherheitsgefühl zu stärken.“
Zitat: „Erlensee hat keine Innenstadt“ – Was sagen Sie dazu?
„Der Einschätzung, dass Erlensee keine echte Innenstadt hat, stimme ich zu. Schon seit Jahren prägen der Schandfleck des ehemaligen Post- und Sparkassengebäudes sowie eine unbebaute Fläche unsere Ortsmitte. Deshalb möchte ich ein Innenstadtkonzept entwickeln, das durch eine gute Mischung aus Gastronomie, Gewerbe und Wohnen neue Impulse setzt. Dazu gehören auch großzügig begrünte Flächen, die im Sommer nicht überhitzen, sondern Aufenthaltsqualität schaffen und Begegnungen ermöglichen. So soll eine lebendige Innenstadt entstehen – ein Ort, an dem nicht nur tagsüber, sondern auch abends Leben stattfindet.“
Der Einzelhandel ist auf dem Rückzug. Wo sehen Sie Möglichkeiten, hier Verbesserungen herbeizuführen? Wie sieht Ihr Konzept bezüglich Wirtschaftsförderung aus?
„Ich bedaure sehr, dass sich der Einzelhandel zunehmend zurückzieht und wir immer mehr Leerstand in unserer Stadt sehen. Um diesen Trend zu stoppen, möchte ich das Thema professionell und systematisch in der Verwaltung verankern. Dafür braucht es eine feste Ansprechperson für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung, die ich darin unterstützen möchte, auch unkonventionelle Wege zu gehen. So können wir die Attraktivität Erlensees steigern und zum Beispiel Start-ups eine attraktive Basis bieten.“
Kommen wir um weitere Steuererhöhungen herum?
„Ja, das ist mein Ziel. Deshalb der bereits erwähnte Kassensturz, der zeigen wird, wie es um die Finanzen der Stadt steht. Ich bin überzeugt, dass ein Potenzial vorhanden ist, um mit den richtigen Entscheidungen bei kostenintensiven Projekten Steuererhöhungen zu vermeiden. Gleichzeitig möchte ich bei den Bürgerinnen und Bürgern für Verständnis und Akzeptanz werben, damit wir die freiwilligen Leistungen – wie zum Beispiel Jugendarbeit, Familienbus, Bücherei und hoffentlich auch das Hallenbad – weiterhin finanzieren können.“
Was würden Sie im Falle Ihrer Wahl als erstes anpacken?
„An erster Stelle steht für mich der Kassensturz, um den finanziellen Spielraum unserer Stadt genau zu kennen. Darauf aufbauend möchte ich die vorhandenen Sparpotenziale nutzen, damit die Steuerbelastung für die Bürgerinnen und Bürger nicht weiter steigt. Gemeinsam mit dem Förderverein würde ich die Wiederinbetriebnahme des Hallenbads aktiv vorantreiben.“
Was zeichnet besonders Sie aus oder anders ausgedrückt: Warum sollen die Wählerinnen und Wähler gerade Sie wählen?
„Ich bin ein echter Erlenseer und liebe unsere Stadt. Mit diesem Selbstverständnis setze ich mich mit voller Leidenschaft dafür ein, dass Erlensee moderner und zugleich lebenswerter wird. Die Bürgerinnen und Bürger können sich darauf verlassen, dass ich transparent, nachvollziehbar und stets im besten Interesse unserer Stadt handeln werde.“